Paar im Schlafzimmer © VadimGuzhva - Fotolia.com

Jede dritte Frau verspürt gelegentlich oder häufig kein sexuelles Verlangen, bei jeder zehnten Frau ist diese Lustlosigkeit mit einem persönlichen Leidensdruck verbunden. Die vielschichtigen Ursachen reichen von stressigem Lebensstil bis hin zu hormonellen Veränderungen beispielsweise im Klimakterium. Lange Zeit war die Auswahl an wirksamen und gut verträglichen medikamentösen Therapien bei der weiblichen Sexualstörung limitiert. Kürzlich wurde in Österreich das erste pflanzliche Arzneimittel als Therapieoption bei nachlassendem sexuellen Verlangen zugelassen*.

Es wirkt nach dem Multi-Target-Prinzip, durchblutungsfördernd im Genitalbereich, hormonell stabilisierend sowie entspannend und angstlösend. Die neue pflanzliche Medikation könnte ein wichtiger Baustein in der Sexualtherapie werden. Jede dritte Frau verspürt gelegentlich oder häufig kein sexuelles Verlangen, bei jeder zehnten Frau ist diese Lustlosigkeit mit einem persönlichen Leidensdruck verbunden. Die vielschichtigen Ursachen reichen von stressigem Lebensstil bis hin zu hormonellen Veränderungen beispielsweise im Klimakterium. Lange Zeit war die Auswahl an wirksamen und gut verträglichen medikamentösen Therapien bei der weiblichen Sexualstörung limitiert. Kürzlich wurde in Österreich das erste pflanzliche Arzneimittel als Therapieoption bei nachlassendem sexuellen Verlangen zugelassen*. Es wirkt nach dem Multi-Target-Prinzip, durchblutungsfördernd im Genitalbereich, hormonell stabilisierend sowie entspannend und angstlösend. Die neue pflanzliche Medikation könnte ein wichtiger Baustein in der Sexualtherapie werden. 

In einem ersten Schritt sollten bei jeder Frau mögliche Ursachen identifiziert für sexuelle Lustlosigkeit identifiziert werden. "Bei einem Großteil der betroffenen Frauen liegen die Ursachen eher im nichtorganischen Bereich", berichtet Dr. Elia Bragagna, Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychosomatik, Leiterin der Akademie für Sexuelle Gesundheit (AfSG).

Drei unterschiedliche Frauentypen

Für die erste Gruppe ist typisch, dass sie Sex grundsätzlich liebt, aber kein Bedürfnis danach mehr verspürt. Die Frauen merken, dass sie nicht mehr wie früher sind, finden das traurig und würde gerne wieder Anschluss an frühere Empfindungen bekommen.
Die zweite Gruppe hat keinen Appetit auf Sexualität und würde auch gut ohne Sex auskommen. Sie empfinden die Bedürfnisse des Partners häufig als Belastung. Es handelt sich dabei eher um Frauen, die sich grundsätzlich nicht sehr sexuell definieren.
Bei der dritten Gruppe ist die Sexualität v.a. durch körperliche Veränderungen beeinträchtigt. Die genitale Durchblutung ist verringert und die Reaktionsfähigkeit auf sexuelle Reize reduziert. 

Hormone spielen eine Schlüsselrolle

Für ein harmonisches Funktionieren der weiblichen Sexualität ist ein feines Zusammenspiel verschiedener Hormone maßgeblich. Dazu gehören einerseits Sexualhormone. "Sie sind insbesondere für den Wunsch nach Sex sowie für die Erregbarkeit relevant", erläutert Prim. Dr. Heidemarie Abrahamian, Abteilungsvorständin des Internistischen Zentrums im Otto-Wagner-Spital, Internistin und Endokrinologin, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin. Aber auch verschiedene andere Hormone wie beispielsweise Prolaktin, Schilddrüsenhormone und das Stresshormon Cortisol aus der Nebenniere üben einen Einfluss aus. Ein wichtiger Störfaktor der hormonellen Balance ist unter anderem der hohe Alltagsstress, dem viele Frauen in der heutigen Zeit ausgesetzt sind. 

Stress als Lustkiller

In der heutigen Zeit sind insbesondere Frauen vielfach auf allen Ebenen maximal gefordert: Der Alltag muss optimal gemanagt, Beruf, Kinder, Partnerschaft etc. müssen sprichwörtlich unter einen Hut gebracht werden. Doch diese Daueranforderungen unseres konsumierenden Lebensstils haben einen hohen Preis, wie Univ.-Prof. Dr. Peter Hofmann, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie in Wien und Graz weiß: "Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie stressbedingte Leiden wie z.B. Burnout nehmen zu – diese Leiden wirken sich häufig negativ auf die Sexualität aus." Auf der anderen Seite lässt uns der Alltag nur noch wenig Zeit und Energie für sogenannte vitale Empfindungen wie z.B. lustvolle Aspekte wie sexuellen Appetit. 

Therapieansätze

Bei organisch bedingten Sexualfunktionsstörungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Werden etwa im Hormonstatus Abnormitäten festgestellt, sind diese gezielt zu beheben. Dies gelingt beispielsweise bei einem erhöhten Prolaktinspiegel oder Veränderungen im Bereich der Schilddrüse relativ einfach. Schwieriger ist eine Korrektur im Bereich der Sexualhormone.Bei Vorliegen einer Erkrankung auf psychischer Ebene ist in der Therapie gezielt anzusetzen. Sexuelles Desinteresse ist in vielen Fällen lediglich ein Begleitsymptom. In den meisten Fällen kehrt die Sexualität von selbst zurück, wenn beispielsweise ein depressiver Mensch erfolgreich behandelt wird. Aber Achtung – manche Antidepressiva können zu einer Abnahme der sexuellen Lust führen.Wenn die Sexualität v.a. unter dem Einfluss von chronischem Alltagsstress leidet, verhilft das Erlernen von Entspannungsübungen, die Integration von Meditation etc. häufig zu mehr Gelassenheit und dadurch zu mehr Bereitschaft, sich auf Sexualität einzulassen. 

Pflanzliches Arzneimittel als neue Option

"Die traditionelle Arzneipflanze Damiana ist in Süd- und Mittelamerika beheimatet und besitzt eine lange Tradition als Aphrodisiakum", betont Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer, Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz. Eine klare Zuordnung der anregenden, libidosteigernden Wirksamkeit zu einem bestimmten Wirkstoff ist bei Damiana nicht möglich. Wie bei vielen Arzneipflanzen gilt auch hier der Gesamtextrakt als "wirksames Prinzip". Phytochemischen Untersuchungen zufolge enthalten die Blätter Flavonoide (u.a. Pinocembrin, Acacetin und Apigenin), Terpene (ätherisches Öl), Glykoside (u.a. Tetraphyllin, Arbutin), Gerbstoffe und Koffein. Für den aphrodisierenden Effekt von Damiana werden derzeit v.a. drei Wirkmechanismen als relevant erachtet: Es stabilisiert den endogenen Testosteronspiegel, verstärkt es die Durchblutung und Befeuchtung im Genitalbereich und fördert dadurch die Erregbarkeit. Darüber hinaus wirkt es angstlösend und entspannend. Alle drei Effekte kommen Frauen mit nachlassendem sexuellen Interesse sehr entgegen, insbesondere jenen zahlreichen, die heutzutage unter einem permanent hohen Stresslevel stehen, sind sich die ExpertInnen einig. 

Aphrodisierende Effekte von Damiana

Pharmakologische Untersuchungen zeigten eine Hemmung der Aromatase. Dies unterstützt eine Stabilisierung des Testosteronspiegels und stärkt dadurch die Libido.Damiana beeinflusst den NO/cGMP-Signalweg durch Aktivierung der cGMP-Bildung sowie Hemmung der Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Dieser durchblutungsfördernde Effekt auf die Schwellkörper und die Lubrikation (Feuchtigkeit) in der Scheide verbessert die sexuelle Funktion.Die Beeinflussung von GABAergen und glutamatergen Neuronen (vermutlich v.a. durch Apigenin) im Zentralnervensystem resultiert in einer angstlösenden Wirkung und trägt so möglicherweise zu dem pro-sexuellen Effekt bei.

Fotohinweis: Paar im Schlafzimmer © VadimGuzhva - Fotolia.com

 

Literatur:

*Fachinformation Damiana Turnera diffusa syn. Aphrodisiaca, Februar 2017.